Reisebericht über einen Urlaub auf Hainan - dem "Hawaii Chinas"

Maui Hookipa Strand

Reisetipps für Hawaii und Reiseberichte von Paul Tresselt

Direkt zum Seiteninhalt

Reisebericht über einen Urlaub auf Hainan - dem "Hawaii Chinas"

Reiseberichte
Die Insel Hainan
Als wir unsere Rundreise   durch China gebucht hatten, fiel uns im Asienkatalog von Meiers   Weltreise die Insel Hainan ins Auge. Sie wird als das "Hawaii Chinas"   bezeichnet und als Anschlussprogramm für eine Rundreise empfohlen. So   entschieden wir uns für einen 14-tägigen Erholungsurlaub in Sanya, dem   schönsten Urlaubsort auf der Insel Hainan. Hier ist unser Reisebericht:

Auf der Karte vom Nations Online Project erkennt  man, dass ich die Insel Hainan an der   südlichsten Spitze Chinas im südchinesischen Meer befindet. Sie liegt etwa auf dem gleichen   Breitengrad wie Hawaii. Von Beijing ist sie in etwa 3 1/2 Flugstunden zu   erreichen. Dadurch ist die Insel von den klimatischen Bedingungen   durchaus mit Hawaii vergleichbar. Sie ist etwa 250 km lang und 160 km breit. Ganz   unten im Süden der Insel liegt die Stadt Sanya mit vielen großen   Stränden. Etwa 25 km entfernt davon ist die Yalong-Bucht, an der das   Marriott-Hotel liegt, das wir uns aus dem Meiers-Weltreisen Katalog   Asien für unseren Erholungsurlaub ausgesucht hatten.
Mittwoch, 26.10.2011
Flug von Peking nach Sanya
Schön, dass wir noch am Morgen gemütlich   frühstücken können und nicht wie die andern um 5:30 Uhr aufstehen   müssen, die nach Frankfurt fliegen. Unsere Maschine geht um 13:25 Uhr,   aber wir fahren bereits um 10:00 Uhr los, weil wir nicht wissen, wie   heute der Stau zum Flughafen aussieht. Es läuft doch alles ein wenig   anders ab, wenn man keinen Reiseführer mehr hat und völlig auf sich   selbst gestellt ist. Da uns auch keiner mehr zum Flughafen bringt,   schreibt uns Liu noch mit chinesischen Zeichen den Namen des Terminals   2, die Fluggesellschaft China Southern und die Flugnummer unseres Fluges   nach Sanya auf einen Zettel, damit wir dem Taxifahrer das zeigen können.
Der Taxifahrer versteht in der Tat kein Wort Englisch, aber mit Hilfe der Angaben   auf dem Zettel saust er los und schlängelt sich so geschickt über alle   vier Spuren der Stadtautobahn, dass wir nur staunen können. In weniger   als einer Stunde ist er am Flughafen und mit 80 Yuan (= 9 €) zufrieden.    
Den Schalter von China Southern finden wir leicht und schaffen auch das   Einchecken, werden aber zurückgeschickt, weil unser Gepäck (beide Koffer   werden zusammen gewogen) 7 kg zu schwer ist. Die Chinesen sind   knallhart: nur 20 kg pro Person sind erlaubt. So müssen wir erst an   einem anderen Schalter 245 Yuan (=26 €) bezahlen und mit der Quittung   wiederkommen, bevor wir unsere Bordkarten bekommen. Natürlich kriege ich   meine Standpauke: "Wie kann man nur Steine im Koffer mitschleppen - so   ein Blödsinn" meint Inge. Sie weiß natürlich nicht, dass ich auch noch   ein paar Terrakotta-Soldaten und Rolex-Uhren im Koffer habe. Eine Rolex   habe ich schon mal angezogen und beichte es ihr. Aber sie verzieht nur   verächtlich die Mundwinkel: "Wenn man schon eine Rolex trägt, dann eine   echte oder überhaupt keine!" Verschämt stecke ich sie in die   Jackentasche.
Die Maschine startet außerdem um 12:55 Uhr, also gut, dass wir früher   abgefahren sind. Wir sitzen auf Platz 47A+B in dem mit Chinesen   vollgestopften Airbus 321, der sich in den diesigen Smog Beijings   erhebt, sodass man nichts sehen, geschweige denn fotografieren kann. Ich   frage mich, warum ich unbedingt einen Fensterplatz haben wollte, denn   die Sicht bleibt während des gesamten Fluges so.
Die Fluggesellschaft China   Southern Airlines kannten wir überhaupt nicht, staunten aber nicht   schlecht, als wir am Gate G36 einen Blick in die VIP-Lounges werfen   konnten, die wie eine Anhäufung von Clubzimmern in Asiens Superhotels   anmuten. Dann erfahren wir, dass diese Fluggesellschaft neben 425   Boeings und Airbussen, die sie bereits besitzt, über 5 Airbusse A 380 in   diesem Jahr in Betrieb nimmt und noch 8 Dreamliner von Boeing dazu. Die   Aktien der Gesellschaft werden wegen der guten Auslastung hoch gehandelt   und wenn man das weltweite Flugnetz betrachtet, weiß man, was   chinesische Fluggesellschaften demnächst machen, denn China Southern   Airlines ist nur eine von 14 großen Fluggesellschaften in China!
Nach 3 Stunden und 40 Minuten landen wir in der südlichsten Stadt   Chinas, in Sanya auf der Insel Hainan. Es ist schönes Wetter,   aber diesig und keine klare Sicht. Immerhin sehen die Bilder beim   Landeanflug schon recht vielversprechend aus.

Landeanflug in Sanya
Sanya
Unsere Koffer kommen als letzte vom Band und wir müssen uns erst mal auf die hohe Temperatur und Feuchtigkeit einstellen. Draußen holt uns keiner ab, sondern wir wollen uns ein Taxi schnappen zur Yalong Bay fahren lassen. Eigentlich ist es kein echtes Taxi, sondern ein Chinese mit Auto, der sich am Flughafenausgang als Taxifahrer anbietet und eine Fahrt ergattern will. Inge ist der "Schwarzfahrer" zwar nicht geheuer, weil es kein richtiges Taxi mit Taxameter ist und der Fahrer schwarze Zähne vom Betelkauen hat - aber er bringt uns mit seinem alten VW Santana für 100 Yuan (=11 €) zum Hotel, obwohl er kein Wort Englisch versteht.
Wir staunen nicht schlecht, als wir unterwegs auf der Straße links und rechts eine Straßenbeleuchtung mit Selbstversorgung finden. Es ist nämlich auf jedem Lampenmast jeweils eine Solaranlage und zusätzlich ein Windgenerator montiert. Die kleinen Windräder schnurren fleißig in dem Passatwind, der hier das ganze Jahr weht und die Solarzellen laden gleichzeitig die Akkus für die Nacht auf. Eine Superidee. Hier ein kleines Video davon:
Völlig fasziniert erkennen wir, was die Chinesen hier ausprobieren   und wie fortschrittlich sie sind. Die Deutschen sollten das an den   Straßen mit viel LKW-Verkehr auch machen, denn die vorbeifahrenden   Lkws machen so viel Wind, dass die Windrädchen sicher auch schnurren   würden. Im Marriott Hotel   Sanya werden wir ausnehmend freundlich empfangen und bekommen als   Marriott Reward Members ein kostenloses Upgrade von unserem   gebuchten Mountain-Zimmer auf ein Meerblickzimmer im 6. Stock. Das   freut uns natürlich sehr. Alles ist sehr gediegen mit Mahagonimöbeln   eingerichtet, ein Schreibtisch mit schnellem Internetanschluss ist   vorhanden und ein großes Bad in Marmor mit moderner Dusche. Das   gefällt uns besonders gut und nach dem Auspacken der Koffer, einer   Dusche und einem Blick vom Balkon unseres Zimmers 6018 fühlen wir   uns fast schon wie zu Hause.

Blick   von unserem Balkon auf die Schwimmlandschaft und den Strand
Wer Interesse hat, sollte sich das Resort mal im Internet anschauen, es hat eine gute deutsche Webseite:
https://www.marriott.de/hotels/travel/syxmc-sanya-marriott-yalong-bay-resort-and-spa/
Wenn man das alles sieht, kann man neidisch werden. Wir wollen jetzt   erst mal prüfen, ob die Versprechungen alle zutreffen.

Freitag, 28.10.
Wir wachen bei lauer Luft und schönem   Wetter auf. Die Sonne ist schon warm und scheint auf unseren Balkon.   Jetzt erkennen wir erst, welch schönen Blick wir von unserem Zimmer   auf die Poolanlage und das Meer haben.
Maria, die russische Assistentin des deutschen Managers gibt uns den   Tipp, wie man an frischen Cappuccino kommt und hilft uns mit vielen   Informationen, damit wir uns erst einmal hier zurechtfinden. Das   Frühstücksbuffet ist hervorragend und noch besser als das im   Renaissance Hotel in Peking, denn es gibt mehr frische Früchte, zum   chinesischen Buffet noch ein japanisches Buffet und ein   internationales Buffet. Wir sitzen draußen und lassen uns das laue   Lüftchen um die Nase wehen - die Zeit des Relaxens beginnt merklich.   Wir sind sehr zufrieden.

Blick auf den Strand von unserem Hotel   aus nach Westen

Blick von unserem Hotel aus nach Osten
Der Strand ist wunderschön breit, aus   weißem Sand und supersauber. Kein Tang, keine Abfälle, keine Steine.   Vor unserem Hotel und den Nachbarhotels ist nicht viel Betrieb.
Die   Leute liegen auf den Liegen unter den Sonnenschirmen am Strand oder   innerhalb der Gartenanlagen  Zwei Kilometer links von uns kommt   man in einen Bereich, wo sich ein Komplex mit Geschäften befindet.   Dort ist natürlich etwas los, weil da viele Chinesen sind. Zwei   Kilometer rechts von uns ist gar nichts los, dort ist reiner   Naturstrand.

Eine Muschelsammlerin breitet ihre Schätze am Strand aus
Es ist also für alle etwas vorhanden: Ruhe,   Unterhaltung, Sportmöglichkeiten, Schwimmen und Wandern. Wir suchen   jetzt erst einmal Entspannung von  unserer Rundreise, bei der   wir so viele Chinesen gesehen und so viele Eindrücke gesammelt haben.

Am Strand ist es immer etwas diesig;   meist ist es windig und am Strand fegt der feine helle Sand um die   Beine. In der Bucht befinden sich viele große Hotelanlagen, die   allerdings alle ein ziemlich großes Gelände haben, sodass sich alle   Leute verteilen und nirgendwo am Strand ein Gedränge herrscht.
Es ist überall sehr sauber und die Anlagen sind sehr gepflegt. Für   Kinder sind ebenfalls alle Spielmöglichkeiten vorhanden.

Die 7 km lange Yalong-Bay ist eine der   großen Buchten hier an der Südküste der Insel Hainan. Davon gibt es   mehrere, wobei die Nachbarbucht (Haitang Bay) gerade in der Endphase   der Erschließung ist und ebenfalls mit Luxushotels vollgestopft   wird. Man muss sich nur wieder die Größe der Insel (300 km   Durchmesser) und die 10 Millionen Einwohner vor Augen führen, die   hier leben. Die Stadt Haikou im Norden hat 2,5 Millionen Einwohner,   Sanya im Süden hat 600 000 Einwohner. Entsprechend sind beide mit   Hochhäusern bestückt. Das sind enorme Dimensionen

   Die Yalong-Bay ist außerhalb der   Hotelzone wunderschön leer.
Wir befinden uns 30 km außerhalb   von Sanya und merken glücklicherweise von dem Trubel   der Stadt nichts. Ehrlich gesagt zieht uns auch nichts hin - wir   haben vorerst genug Chinesen gesehen und brauchen etwas Erholung. Die suchen wir hier und finden sie glücklicherweise auch.
30.10.2011
Wir stehen bei blauem Himmel und   leichtem Wind auf und sitzen um 8:00 Uhr beim Frühstück.
Wir wundern uns, dass so viele   Angestellte sich um uns bemühen und glauben, dass sie uns einen   besonderen VIP-Status zuschreiben. Maria, die   Public-Relations-Managerin kommt an unseren Tisch und fragt uns, ob   wir mit dem Hotel und dem Service zufrieden seien und ob uns das   Essen nicht geschmeckt hätte. Das "Hainan-Chicken" als Spezialität   des Hauses war zwar wirklich gewöhnungsbedürftig, denn das Huhn war   gekocht, die Haut nicht knusprig, sondern fett und labbrig, dazu   alles mit Knochen. Zumindest war es gut gewürzt und wem das nicht   reichte, konnte die Hühnerteile in Sojasoße dippen bzw. in Ingwer   mit Knoblauch oder Tomaten mit Chili.

"Hainan-Chicken" - die Spezialität im   Restaurant
Jetzt fällt uns allerdings auf, dass wir auf dem Beurteilungsbogen,   den wir anschließend bekommen haben, versehentlich  "poor"   angekreuzt hatten. Daher also die Aufregung bei dem Personal.   Wahrscheinlich hat der Manager allen gesagt, so etwas dürfe nicht   vorkommen, dass ein Gast unzufrieden sei.
Jedenfalls bringt uns dieser kleine Fehler eine bevorzugte Bedienung   und Aufmerksamkeit für die nächsten Wochen ein. Das müssen wir uns   unbedingt als Trick merken.

Dienstag, 1.11.
Einige   Unterhaltungen mit Maria, die hervorragend Englisch spricht und auf   einer Schweizer Hotelfachschule war, enthalten interessante   Hintergrundinformationen:
Lu ho,
das ist Hainan-Chinesisch und heißt auf deutsch: Hallo, wie geht´s?   Ich wünsche einen schönen Tag allerseits.
Es ist so ähnlich wie das Aloha in Hawaii.
In allem wollen sich die Chinesen hier unten an der subtropischen   Südspitze Chinas mit den Palmen und schönen Sandstränden als das   Hawaii Chinas verstehen. Dazu kurbeln sie auch den Tourismus   gewaltig an und versuchen, einheimische und ausländische Touristen   für einen Badeaufenthalt hierhin zu locken. Sogar der chinesische "Ironman"   Triathlon-Wettbewerb findet jedes Jahr im März auf der Insel statt.   Hainan wurde zur Sonder-Freihandelszone erklärt, um die Wirtschaft   zu fördern und ausländische Investoren zu gewinnen. Das scheint auch   zu funktionieren, denn hier sind in den letzten 7 Jahren viele   Luxushotels entstanden, die für die reichen Chinesen aus Shanghai,   Hongkong oder anderen Großstädten so schnell zu erreichen sind wie   bei uns die Hotels in Mallorca. Auch für die Russen - besonders aus   Sibirien - ist die Tropeninsel ein attraktives Ziel für einen   Badeaufenthalt mit der ganzen Familie, denn alles ist sehr   familienfreundlich angelegt.

Für das Hawaii-Feeling sollen die kopierten Hawaiihemden mit Hainan-Aufdruck sorgen, die die Chinesen mit Vorliebe anziehen.
Das Hotel hat 420 Zimmer und 22 Suiten. Im Augenblick sind 528 Gäste hier; 89% Chinesen, 10% Russen und 1% andere Ausländer. Viele Familien sind darunter, allerdings auch größere Gruppen aus Firmen, die hier ein mehrtägiges Meeting veranstalten. Sie verteilen sich aber alle in der großen Gartenanlage; man bemerkt sie eigentlich nur beim Frühstück.

Vielleicht ist es ja auch so, dass viele Chinesen aus der Mongolei oder anderen Landesteilen zum ersten Mal ihren Fuß in das laue südchinesische Meer setzen und erstaunt sind, wie wohl sich das anfühlt. Mindestens genau so gern laufen sie allerdings am Strand mit den Bademänteln herum, die in den Luxushotels Standard sind und für die ganze Familie angeboten werden. Irgendwie muss das faszinierend für die Chinesen sein. Das ist nicht nur links neben uns im Sheraton und rechts im Hilton und Ritz-Carlton der Fall, sondern auch in den rein chinesisch orientierten Hotels, die ein Stück weiter entfernt sind. Maria, die russische Manager-Assistentin erklärte uns, dass viele Russen und Chinesen den Aufenthalt hier in Hainan als Wellness-, Sauna- oder Jungbrunnen-Urlaub verstünden mit chinesischer Massage, Medizin und südchinesischer Küche, die ja der Kanton-Küche ähnlich ist und die beste Chinas sein soll.

   Viele chinesische Familien laufen tagsüber mit Bademänteln durch die Anlage.
Die Umgebung mit den vielen Kokospalmen, Königspalmen, den blühenden Bougainvilleas und Plumerias ist in der Tat mit Hawaii zu vergleichen. Der kilometerlange weiße Sandstrand hier in der Yalong-Bay ist zudem wunderschön, sauber, ohne Tang und Muscheln - und steht in keiner Weise hinter einem Südseestrand zurück.
Das Meer am flach abfallenden Strand ist ebenfalls sauber, mit leichten Wellen und sauberem Wasser ohne Quallen und Fische. Wer Fische sehen will, muss mit einem Boot hinaus auf eine der kleinen vorgelagerten Inseln fahren.
Freitag, 4.11.
Hainan - das Hawaii Chinas?
Man kann also überhaupt nicht meckern. Wir haben noch keine einzige Mücke entdeckt und auch kein Ungeziefer. Es ist wirklich wie in Hawaii. Mit ein paar kleinen Unterschieden:
1. Es ist und bleibt China.
Das zeigt sich vor allem in der Zahl der Chinesen, die sich anders anziehen und anders bewegen als Europäer oder Amerikaner. Sie sind laut, vergnügungssüchtig und brauchen immerzu irgendwelche Effekte. Entweder sie fotografieren sich dauernd, brausen schreiend mit Jetskis am Strand vorbei oder vergnügen sich mit Plastikreifen oder Kinderspielzeug im Wasser, weil sie nicht schwimmen können. Und wenn sie nicht nah im Wasser an Strandnähe sind, dann ergötzen sie sich mit entsprechender Lautstärke am Pool.
In Ruhe genüsslich zu essen ist schwierig, weil die Chinesen laut schlürfen, meist mit Stäbchen essen und dazu sehr schlimme Essgewohnheiten an den Tag legen. Man kann nicht hinschauen, ohne dass einem der Appetit vergeht. Wir essen schon immer draußen auf der Veranda. Ich darf das auch nicht fotografieren oder filmen, weil es Inge dann schlecht wird. Ich weiß nicht, ob ihr euch das vorstellen könnt: Chinesen essen ja mit Stäbchen. Das geht prima mit allen Fleischstückchen oder Nahrungsmitteln, die sich mit den Stäbchen zerkleinern und anschließend in den Mund schieben lassen. Und wenn  es Suppe oder flüssig ist, so schlürft man es eben als Chinese. Aber habt ihr mal einen Chinesen ein Spiegelei mit Stäbchen essen sehen? Oh Gott! Einmal und nie wieder!

Büffet im Marriott Hotel in Hainan
Deshalb kann man hier auch nicht in ein chinesisches Restaurant gehen. Im Hotel gibt es neben dem japanischen und dem chinesischen Restaurant ein "Marriott Café", das chinesische und internationale Küche anbietet. Es gibt auch zu jedem Essen Besteck und einen erstklassigen Service, da es genügend Serviererinnen und Kellner gibt, die das 5-Sterne-Niveau garantieren. Die Menükarte ist allerdings begrenzt und die Gerichte sind überteuert.

Zur Zeit gibt es täglich ein Thailändisches Buffet, das sehr gut ist, aber ebenfalls überteuert ist (358 Yuan +15%, das entspricht bei dem heutigen Kurs 45,20 Euro). Es stehen dann zwar 50 verschiedene kunstvoll dekorierte Töpfchen und Schüsselchen herum, aber wir nutzen sie nicht aus.
Oder was halten Sie von gedämpften Hühnerkrallen in Soyasoße oder von einem Salat aus marinierten Pilzen mit Quallen? Hier eine kleine Auswahl aus dem Büffet:
2. Die Preise sind unverschämt.
Wir waren bisher in China immer in sehr guten Hotels und haben in den Restaurants ganz gut und preiswert gegessen. Deshalb sind wir völlig schockiert über die Preise hier. Es wird alles in Yuan angegeben, wobei auf alles grundsätzlich eine Servicegebühr von 15% aufgeschlagen wird. Wir bezahlen für ein Bier (Heinecken aus der Dose, 330 ml) 6 Euro oder für 2 Cappuccino 13 Euro. Das darf einfach wahr nicht sein - ist es aber. Für eine Cola oder einen Saft muss man 5 € hinblättern. Alte Leute sollen ja viel trinken - also wandere ich alle zwei Tage zum Supermarkt und kaufe dort das Bier (1,20 € die Dose) und Cola (50 Cent die Dose) für uns ein, die wir uns in der Minibar des Zimmers kühl halten. Bisher hat noch keiner vom Hotel dagegen protestiert. Am 1. November hat die Hauptsaison hier begonnen, also hat der Supermarkt sofort die Preise um 12% erhöht. Wir haben nur gestaunt.
Aber das ist eben China. Die Chinesen sind Geschäftemachen und suchen in allem ihren finanziellen Vorteil.
3. Das Klima ist anders
Den Unterschied zum Klima Hawaiis merkt man schon. Es ist nicht nur deutlich feuchter hier, sondern sehr oft schwül, weil der Wind nur wenig Abkühlung bringt. Außerdem ist die Luft niemals klar, sondern es liegt immer ein leichter Dunst wie Nebel über dem Strand und dem Meer. Das kann man an sämtlichen Fotos feststellen.
4. Das Wasser ist anders.
Auch wenn die Strände sauber sind und auch das Wasser ohne Schlingpflanzen und angeschwemmten Schmutz ist, so ist es doch nicht so klar und türkisgrün wie auf den hawaiianischen Inseln. Wahrscheinlich liegt es am Untergrund: Hawaii ist vulkanischen Ursprungs und hat durch die Vulkanausbrüche und den Lavafluss zum Meer hin felsige Untergründe mit vielen Korallen. Die findet man hier nicht.
5. Die Menschen sind anders
Abgesehen davon, dass Chinesen nun einmal anders aussehen als Hawaiianer, merkt man den Unterschied schon im Verhalten: Die Hawaiianer sind freundlich, gelassen und haben amerikanische Manieren angenommen. Die Chinesen sind geschäftstüchtig und in jedem Fall auf ihren Vorteil bedacht. Die Touristen kommen vorwiegend aus den USA, Japan, Kanada, Australien und Korea. Die Touristen in Hainan kommen vorwiegend aus China und aus Russland. Dabei besuchen etwa 1 Mill. Touristen jährlich die Insel, während es in Hawaii 9 Millionen sind. Außerdem spielt natürlich auch die Bevölkerungsdichte eine große Rolle. Hawaii hat eine Fläche von 28000 km², wobei die von Hainan mit 33000 km² etwas größer ist. In Hawaii wohnen 1,4 Mill. Menschen, in Hainan 10 Millionen.

Montag, 7.11.
Morgens beim Frühstück sieht es düster aus, aber es regnet noch nicht. Als wir zum Strand hinuntergehen, beginnt es aber in Strömen zu regnen, sodass wir uns auf zwei Liegen am Wasserfall unter ein richtiges Dach zurückziehen. Dennoch sind die heftigen Windstöße mit Nieselregen sehr unangenehm, die uns sogar hier erwischen. Die Temperaturen sind in den letzten Tagen deutlich gesunken.
Mit Hilfe des Restaurantmanagers Fox Wang lerne ich jetzt immer mehr chinesische Wörter, weil ich inzwischen die Beziehungen der Wörter untereinander besser verstehe. Ich frage, was auf Chinesisch "Have a nice day" heißt, weil man sich immer damit verabschiedet. Das ist ein interessantes Beispiel:
Englisch
Chinesisch
Deutsch
Have a nice day
祝你今天愉快
(Zhù nǐ jīntiān yúkuài)
1 Tag haben glücklich
(einen schönen Tag noch)
Wir werden aber immer wieder darauf   aufmerksam gemacht, dass es viele Sprachen in China gibt und dass   hier viele Kantonesisch sprechen, das ein Chinese aus dem Norden gar   nicht versteht. Es ist vergleichsweise so, als würden wir in   Deutschland mit einem Dänen oder Schweden sprechen. Manche Wörter   verstehe ich zunächst, vergesse sie aber leider schnell wieder.   Immerhin bekomme ich nach Komplimenten für die neue Pony-Frisur   einer Kellnerin wieder ein Bier spendiert.
Die russische Familie neben uns am Nachbartisch ist aber wegen der   fehlenden russischen Speisekarte und dem fremdartigen "Hainan   Chicken" ziemlich verzweifelt.
Beim Abendessen sehen wir dann hier im Hotel auch fast nur Russen,   weil die Chinesen in Gruppen oder allein mit den billigen Taxis in   die Stadt fahren und dort sehr preiswert chinesisch essen können.   Das chinesische Restaurant des Hotels ist infolgedessen abends auch   nur gering besetzt, im japanischen ist es fast immer leer. Wir haben   Maria gefragt, wo sich die 528 Gäste des Hotels am Abend befinden,   aber sie kann sich das auch nicht erklären. Wir waren nebenan im   Sheraton und im Ritz Carlton (das übrigens auch zur Marriott-Kette   gehört); dort sieht es genau so aus. Am Servicepersonal kann es   nicht liegen; sicherlich sprechen die Mädchen zum Teil kaum Englisch   und noch weniger Russisch, aber sie sind freundlich und sehr   hilfsbereit. Der Restaurantmanager gibt uns eine ausweichende   Antwort und der Küchenchef sagt, es liege am Umrechnungskurs des   Euro, was völliger Quatsch ist, denn die Restaurants in den Städten   haben den gleichen Kurs und die gleichen Bedingungen. Der   Generalmanager Stephan Stoß  ist ein Deutscher, den könnten wir   fragen - wir haben ihn aber bisher noch nicht zu Gesicht bekommen.
So fehlt uns einfach die Atmosphäre, die uns in Hawaii so gut   gefällt. Dort steht ein riesiges Angebot an preiswerten Restaurants   zur Verfügung, man kann abends bummeln gehen, ein Eis essen oder   einen Cappuccino trinken, ohne gleich pleite zu gehen. Hier ist   alles steril und tot am Abend. Klar kann man in eine rot beleuchtete   chinesische Bar gehen, die nur 200 m entfernt ist und sich dort   vergnügen (ein Schlepper wollte mich schon hineinlocken, als ich vom   Einkaufen zurück kam und hat mir für die Mädels ein Sonderangebot   gemacht), aber das ist ja nicht unser Urlaubsziel. Man kann   natürlich mit dem Taxi in die Stadt fahren, wo es unzählige   chinesische Restaurants gibt. Die sind zwar sehr preiswert, aber   eben typisch chinesisch und nur etwas für die Leute, die die   Speisekarte lesen können und Fans der chinesischen Küche sind. Mit   dong ban (Hühnerfleisch ohne Knochen), mifán (Reis) und pidschu   (Bier) kommt man jedenfalls schon mal weiter und braucht nicht zu   verhungern.
Wenn das wenigstens so wäre wie in Thailand, könnten wir uns mit   Sanya anfreunden, denn das Wetter ist nicht so heiß und der leichte   Wind ist sehr angenehm. Wir können eigentlich über nichts meckern. Aber im Gegensatz zu Hainan sind in Thailand die Preise angemessen, die thailändische Küche ist exquisit, der Service ist ausgezeichnet und vor allem sind die Essmanieren vernünftig. Hier sieht das leider alles ganz anders aus.
Aber wir wollen uns nicht ärgern und schließlich hier nur relaxen.   Erfahrungen kann man eben nicht kaufen. Deshalb haben wir auch   einige neue chinesische Wörter gelernt und verblüffen immer wieder   das Personal, wenn sich die Mädels auch manchmal vor Lachen   verbiegen, wenn wir wiederholen, was die uns vorsagen.
Eine Beurteilung des Hotels von mir können Sie im Tripadvisor lesen.
Mittwoch, 9.11.
Lu ho,
letzter Tag in Hainan. Schon um 6:30 Uhr am Morgen stehe ich auf dem   Balkon und mache Aufnahmen vom traumhaften Sonnenaufgang im   südchinesischen Meer. Zum ersten Mal haben wir klare Sicht und die   Sonne erhebt sich hell und klar hinter den Bergen.

Sonnenaufgang im südchinesischen Meer   auf der Insel Hainan
Das haben wir   bisher noch nicht erlebt und möchten am liebsten hier bleiben ( so ganz   stimmt das nicht - denn Inge sagt: "Dann kannst du allein hier   bleiben!").
Dabei hat mich beim Frühstück die nette kleine Chinesin, die mich   morgens immer mit "Mr. Paul" begrüßt und mir so viele chinesische   Wörter beigebracht hat, gefragt, wann ich wiederkomme. "Nächstes   Jahr" habe ich gesagt und sie hat mit feuchten Augen geantwortet:
我會很高興再次見到你,並會等你
Wǒ huì hěn gāoxìng zàicì jiàn dào nǐ, bìng   huì děng nǐ.
Das ist doch nett - oder? Ich habe   dann auch für sie eine besonders gute compliments-card für den   Manager an der Rezeption abgegeben.
Jedenfalls packen wir hinterher   unsere sieben Sachen alle um, weil wir ja nicht mehr als 20 kg im   Koffer haben dürfen und schleppen jetzt außer den Koffern zwei prall   gefüllte Handtaschen mit uns herum. Zum ersten Mal im Urlaub lässt   Inge alle Bücher zurück. Die Hausbücherei des Marriott Hotels freut   sich sicher über den Zuwachs an guten und dicken Krimi-Wälzern.

Donnerstag, 10.11.
Flug nach   Hongkong
Mit dem Taxi geht es zum Flughafen,   nachdem wir wieder vom Manager einen Zettel mit chinesischen   Schriftzeichen mitbekommen haben, den wir dem Taxifahrer   überreichen. Der nickt und befördert uns auch schnell und richtig   zum internationalen Terminal in Sanya, wo wir geduldig mit mehr als   hundert Russen auf die einzige Maschine warten, die heute nach   Hongkong fliegt. Das ist wieder tiefstes China: Der Schalter wird   erst geöffnet, wenn die Maschine startbereit ist. Dann muss jeder   einzeln einchecken (Gott sei dank werden unsere 42,8 kg zusammen   akzeptiert - irgendwie müssen die alle eine falsche Waage haben!),   jeder muss einzeln durch die Ausreisekontrolle, jeder Chinese muss   seinen Hut abnehmen, weil ihn die Überwachungskamera erfasst und   weil wir ja aus China ausreisen und in die Sonderfreihandelszone   Hongkong einreisen. Und anschließend gibt es Startschwierigkeiten   mit dem Flug HX162 der Hongkong Airlines, sodass wir erst eine   Stunde in der Departure Lounge (mit Holzbänken!) warten müssen, bis   wir endlich um 15:20 Uhr abheben.
Nach einer Stunde und 10   Minuten landen wir in Hongkong. Hier ist es jetzt 16:30 Uhr, also   kein Zeitunterschied.
Wenn Sie wissen wollen, was wir dort erlebt haben, lesen Sie weiter   auf der Webseite Hongkong. Oder - falls Sie meinen China-Reisebericht noch nicht gelesen haben, zur Webseite China.
Vielleicht haben Sie aber auch Interesse an anderen Reiseberichten von mir. Dann schauen Sie doch mal auf meine Reiseseite mit der Übersicht.
Zurück zum Seiteninhalt