Klassentreffen OIb 2023

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Klassentreffen OIb 2023

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Eigentlich ist ein Klassentreffen zum 60jährigen Abitur etwas Besonderes. Aber mit einem öffentlichen Auftritt, einem Besuch im Qurinusgymnasium und einem Pressefoto wollten alle nichts zu tun haben, sondern das Ereignis im kleinen Kreis feiern.
Das ist aber leichter gesagt als getan, denn in der Zwischenzeit ist viel passiert und die Teilnehmer sind nicht mehr die Jüngsten. Einige sind schon über 80, andere werden es in diesem Jahr 2023 und nur Martin-Walter Ruf ist ein Jahr jünger. Und da Rentner bekanntlich wenig Zeit haben, sind auch nicht alle verfügbar, wenn man ein Klassentreffen anberaumt. Von den 19 Abiturienten sind inzwischen 6 verstorben und meinem Aufruf zum Klassentreffen am 17. 6. 2023 kamen im Endeffekt  nur 7 Personen nach, weil die anderen familiäre oder gesundheitliche Probleme hatten.
So berichtete ich zunächst über die Krankheit und den Tod von Hansheiner Grube:
Er war der erste, der die 80 Jahre erreicht hatte. Wegen seiner zunehmenden Demenz war er seit dem Januar 2020 in dem Seniorenheim St. Matthias-Stift in Wietmarschen untergebracht und seine Frau Antje Detert betreute ihn. Im Februar 2020 wechselte er in eine Abteilung für Schwerstkranke, in eine so genannte  "Pflegeoase".
Es handelt sich dabei um einen Wohnbereich, in den der Schlafplatz integriert ist, der durch Stellwände abgetrennt werden kann. Er hatte zwar kein eigenes Zimmer mehr; aber der Kreis der Bewohner war kleiner (5-7 Patienten), plus 2 Pflegekräfte, davon ist eine auch die Nacht über immer anwesend. Die Aufmerksamkeit ist dort größer, alle leben wie in einer kleinen Familie, die Pflegekräfte können sich dem Einzelnen individueller widmen. Auf dieser Station arbeiten sie auch mit einem recht interessanten Konzept: nämlich über die Sinne: morgens Kaffeeduft, kleine Geräuschkulisse, Geschirrgeklapper zum Aufwachen, Duftzerstäuber am Bett und andere Hilfsmittel, um den Demenzkranken die Teilnahme am Leben  in einer aktiven Umgebung zu ermöglichen.
Anfang Oktober 2021 habe ich ihn dort kurz vor seinem 81. Geburtstag besucht und sogar den Eindruck gehabt, dass er mich erkannt hat, denn bei der Nennung meines Namens haben seine  Augen kurz aufgeleuchtet, aber danach machte sich doch wieder eine Lethargie breit, die sich auch bei einem Spaziergang und einem Gespräch nicht verändert hat. Er konnte schon nicht mehr selbst essen, sondern musste gefüttert werden, was seine Frau Antje sehr liebevoll vornahm.
Ich glaube, dass Heiner sich dort insgesamt wohlgefühlt hat. Er machte jedenfalls einen zufriedenen Eindruck. Auf dem Foto vom Sommer 2021 ist er zusammen mit seiner Frau (links im Bild) und einer Bekannten zu sehen.
Beide hatten ihn im Rollstuhl mitgenommen und sind mit ihm in ein Café gefahren, wo er sogar etwas gegessen und getrunken hatte. Man musste ihm zwar alles anreichen, aber die veränderte Umgebung hat ihn sichtlich gefreut.
Leider verschlechterte sich dann sein Zustand zusehends, sodass er am 31.10.2021 morgens in der Frühe verstorben ist. Hier ist seine Todesanzeige:
  
Für das Klassentreffen zum 60jährigen Abitur hatten wir uns das Quirinusstübchen im alteingesessenen Restaurant Drusushof  in Neuss reserviert. Der nette Kellner machte ein Foto von dem Fähnlein der 7 Aufrechten:

Rudi Schröter, Rolf Habbig, Hermann-Josef Heyers, Paul Tresselt, Martin Ruf, Frank de Reus und Michael Peter machten einen offenen und aufgeräumten Eindruck und man sah ihnen das Alter eigentlich nicht an. Man spürte jedoch ein wenig davon, wenn die alten Herren zum Foto aufstehen sollten, denn das dauerte doch ein bisschen länger als früher und die Stühle mussten vorsichtig beiseite gerückt werden..
Dennoch offenbarten die Gespräche sehr schnell die geistige Frische der Teilnehmer, als sie sich anschließend über die alten Zeiten unterhielten. Der frühere Klassenlehrer, Studienrat Spanke, wurde nur noch am Rande erwähnt, vielmehr sorgten einige Episoden von Papa Meyn für Schmunzeln und Lächeln auf den Gesichtern. Im Laufe des Abends kamen so doch viele Erinnerungen hoch und falls jemand die Namen vergessen hatte, so hatte ihn schnell ein anderer parat und konnte aushelfen. Und wenn "Mops"oder "Buddha" als Spitznamen fielen, hatten alle die bemerkenswerten Situationen wieder vor Augen, die sie damit in Verbindung brachten. Und wenn ein Studienrat keinen Spitznamen hatte, weil er eben nur Kemperdick hieß, so erinnerten schnell eine gebrochene Nase oder ein gebrochenes Schlüsselbein an die harten Verteidigungsmethoden, die er uns als Sportlehrer beim Basketballspiel vorgemacht hatte (... und das bei einer Spielform, die er uns damals als körperloses Spiel vorstellte).
Einig waren sich jedenfalls alle, dass die Schulzeit von damals mit ihren Erziehungsmethoden und knallharten Leistungsansprüchen im Nachhinein keine schlechte Schule war, sondern eine Leistungseinstellung grundlegte, die heute oftmals bei Schulabgängern vermisst wird.
Neben den schulischen Themen nahm das "Vergessen" einen großen Teil unserer Gespräche ein, denn inzwischen hatten alle Teilnehmer erfahren, wie das Gedächtnis nachlässt und wie viele Zettelchen man sich schreiben muss, damit man an alles denkt und nichts vergisst.
In diesem Zusammenhang war auch immer wieder die Pandemie mit den Corona-Infektionen Gesprächsthema, denn trotz vieler Impfungen hatte es die meisten von uns auch in der Zwischenzeit erwischt und die vielfachen Beschwerden, die noch nicht abgeklungen waren, zeigten doch, dass die Aussagen über "Long Covid" nicht ohne Grund weltweit diskutiert werden. Gelacht haben wir über den Maskenentwurf  von Peter Wunderlich, der sein Rentnerdasein mit künstlerischer Betätigung ausfüllt.
Traurig gemacht hat uns das Schicksal von Axel Jens, der sich noch nach unserem letzten Klassentreffen im Jahre 2018 sehr aktiv bei den Grünen in seiner Heimatstadt Kaarst engagierte. Kurz darauf ist er auf dem Wege zu einer Sitzung der Grünen wegen eines Defektes seiner Diabetes-Sonde ins Koma gefallen und erst am nächsten Morgen gefunden worden. Als Folge davon hat er einen schweren Hirnschaden davongetragen. Die Demenz äußert sich so, dass er nicht spastisch ist, sondern völlig in sich gekehrt und antriebslos ist. Er leidet nicht, erkennt aber niemanden mehr und ist nicht in der Lage, Kontakt aufzunehmen. Er wird zur Zeit in einem Heim in Düsseldorf betreut und man versucht, ihn mit Ergotherapie etwas zu aktivieren.
Jetzt nach unserem 5. Klassentreffen zum 60. Jahrestag des Abiturs finde ich es schade, dass wir uns nicht öfter getroffen haben, denn 5 Jahre Abstand sind schon eine lange Zeit. Bleibt nur zu hoffen, dass beim nächsten Treffen im Jahre 2028 noch einige von uns erscheinen können.

Hier geht es zu den Berichten von den früheren Klassentreffen:
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